Der Kurs erwies sich als einer der besten der letzten Jahre: 25 interessierte Besucher, darunter viele neue, auch junge Gesichter; trockenes Wetter; und eine große Zahl unterschiedlichster Bäume und Sträucher – alles zusammen eine optimale Grundlage für einen erfolgreichen Kurs.
Nach der Begrüßung der Gäste durch den Vorsitzenden gab Baumwart Josef Wilhelm einige theoretische Erläuterungen zu der Frage „Warum soll man Bäume überhaupt im Sommer schneiden?“. Entgegen früherer Lehren schneidet er sie mittlerweile während des gesamten Jahres.
Dann begann er mit praktischen Übungen. Als erster war ein Apfelbaum der Sorte Topas an der Reihe. Es galt, mehr Licht in das Baum-Innere zu bringen; weil der in diesem Jahr nur wenige Früchte trägt, produziert er mehr Holz und Blätter. Versehentlich vernichtete Josef gleichzeitig zehn Prozent der Früchte: An einem der abgeschnittenen Äste hing noch einer von ursprünglich gerade mal zehn Äpfeln! Ein bischen Schwund ist halt immer.
Danach wurde ein Kirschbaum gelichtet und eine Quetsch‘ in der Höhe deutlich eingekürzt. Hier wurde Josef für den zuvor beschriebenen Verlust entschädigt: Er war der Meinung gewesen, der Baum trüge nur eine einzige Zwetschge - Besucher entdeckten doch tatsächlich noch eine zweite. Ertragschancen verdoppelt, Josef jubelt.
Gerade an diesem Baum wurde deutlich, dass man nicht davor zurückschrecken sollte, auch mal relativ dicke Äste rauszunehmen. „Dick“ können dabei auch mal 3-4 cm sein, wenn die meisten anderen Äste noch dünner sind. Dabei spart man sogar Arbeit, weil man sonst viel Kleinzeug entfernen müsste.
Ein Pfirsichbaum blieb unbearbeitet, weil er seit Jahren die Kräuselkrankheit hat und im Winter wohl endgültig weichen muss.
In unmittelbarer Nähe standen 2 abgeerntete Johannisbeersträucher. Hier entfernte Josef etliche ältere Triebe – sie sind sehr gut an der dunkleren Färbung zu erkennen. Es bedarf schon einiger Überwindung, die größten Triebe rauszunehmen. Das ist aber wichtig, denn sobald sie 4 Jahre alt sind, bringen sie einen schlechteren Ertrag.
Bisher hatte Josef mit Baum- oder Astschere gearbeitet. Warum eigentlich? Der Kurs heißt doch „Sommer-Riss“. Dass man erfolgreich auch mit bloßen Händen Zweige entfernen kann, zeigte er dann am letzten Baum, dessen große waagerechten Äste voller senkrechter Triebe waren.
Ob man die Triebe mit der Schere schneidet oder einfach ausreißt, hängt nicht nur von der Größe des Triebes ab, sondern auch von der Kraft des "Reißers". Konsequenzen für das weitere Wachsen des Baumes sollen die unterschiedlichen Methoden jedoch nicht haben. In der Vergangenheit war gelehrt worden, dass man durch Reißen die Bildung besenartiger Wassertriebe verhindern könne. Diese Lehre sei überholt, erfahren die Hörer. Außerdem sei's bequemer. Wieder was gelernt!
Mit großem Beifall danken die Kursteilnehmer Josef Wilhelm für seine Informationen. In der Verlängerung bleiben noch viele, um bei einem Kaltgetränk Gedanken und Erfahrungen, nicht nur zur Gartenarbeit, auszutauschen.